Lachen und Stöhnen erlaubt
So mordlüstern hat man Marie-Luise Marjan noch nicht erlebt. Ihre Lesung „Mord mit Muttern“ im Mediana Pflegestift war denn auch so eine ganz andere Vorstellung als es ihre Rolle als „Mutter Beimer“ in der ARD-Vorabendserie „Lindenstraße“ vermuten ließ.
Mit einer launigen Begrüßung über den gerade erst stattgefundenen Friseurtermin ging die erfahrene Schauspielerin auch gleich zur ersten Krimigeschichte über, die im Friseursalon spielt. Die Mutter der Nation las pointiert, bisweilen grimmig aber immer mit Witz. Ihre ausgebildete Stimme nahm die 70 Zuhörer:innen im Foyer sowie 60 begeisterte Senior:innen aus Fulda und Hünfeld im Pflegestift auf den Rängen mit.
SCHWARZER HUMOR
Gemeinsam mit Krimiautor Ralf Kramp hat Marie-Luise Marjan ein Programm zusammengestellt, bei dem kein Auge trocken bleibt und so forderte die Vorleserin ihr Publikum auch auf, sich mit Lachen und Stöhnen durchaus „Luft zu verschaffen“.
Ob Großmütterchen an der Kasse, die ein Pfund Quark für ihre Schulter benötigt, die malade ist, weil sie zuvor den Gemeuchelten entsorgt hat, oder der Enkel, der an Omas Kohle will und mit vergiftetem Bohnenkaffee jeden dahinrafft außer der „geliebten“ Großmutter: Die vorgetragenen Geschichten waren eine Mischung aus kuriosen wie vergnüglichen bisweilen auch bitterbösen Kurzkrimis, die mit viel „schwarzem Humor“ in Lebensrealitäten eingebettet sind. Mit Szenenapplaus dankte das Publikum der brillant interagierenden Schauspielerin.
BRILLANTE, FACETTENREICHE SCHAUSPIELERIN
Dass Marie-Luise Marjan ins Mediana Pflegestift nach Fulda gekommen ist, verdankt das Auditorium dessen Einrichtungsleiter Mike Mann. Als Statist hatte er im Jahr 2019 bei der Silvester-Folge der „Lindenstraße“ mit berühmter Tanzszene auf der Straße mitgewirkt und so den Kontakt zur „Mutter der Nation“ hergestellt.
Mit Marie-Luise Marjan haben die Zuhörer:innen einen vergnüglichen Nachmittag verleben dürfen, der den Facettenreichtum dieser großartigen und charmanten Schauspielerin kaum besser hätte beweisen können.
Kurzinterview:
Marie-Luise Marjan wurde für ihr schauspielerisches Wirken, aber auch für ihr großes soziales Engagement mehrfach ausgezeichnet. Sie stand jahrzehntelang auf den Bühnen großer Schauspielhäuser und war in ihrer Fernsehrolle als „Mutter Beimer“ in der „Lindenstraße“ regelmäßig zu Gast in den Wohnzimmern eines Millionenpublikums. Seit einigen Jahren ist sie mit unterschiedlichen Programmen deutschlandweit unterwegs.
Was ist Ihr persönlicher Jungbrunnen?
Spaziergänge in der Natur, Schwimmen, klassische Konzerte hören, lecker Essen, ein Gläschen guten Wein trinken – kurz alles was Freude macht und der Gesundheit gut tut.
Wie empfinden Sie das Älterwerden?
Ich bin mit mir im Reinen und akzeptiere das Alter, wie einen guten Freund. Man sollte nicht jammern, sondern leben! Was geht, geht. Was nicht mehr geht, lässt man. Und man sollte achtsam mit sich umgehen.
Sie haben rund 250 Rollen in Ihrem Leben gespielt. Gibt es eine Rolle, die Ihnen nie angeboten wurde und die Sie gerne verkörpern würden?
Miss Marpel, die könnte ich spielen, bis ich 100 bin.
Haben Sie einen Lebenstraum, den Sie sich noch erfüllen möchten?
Im Alter nicht allein zu sein. In guter behüteter Gesellschaft zu altern, wie in einem Seniorenstift oder in einer Mehrgenerationenfamilie.