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Nicht nur meckern, sondern mitgestalten

  • 5. April 2024
Stefanie Klee hat als CDU-Kandidatin bei den hessischen Wahlen Anfang Oktober auf Anhieb den Einzug in den Hessischen Landtag geschafft. Angetreten war sie im Wahlkreis 11 Hersfeld. Zuvor war sie viele Jahre bei Mediana tätig, zuletzt als Einrichtungsleiterin des St. Ulrich. Foto: Glücksfoto by Sophia Mann
Stefanie Klee hat als CDU-Kandidatin bei den hessischen Wahlen Anfang Oktober auf Anhieb den Einzug in den Hessischen Landtag geschafft. Angetreten war sie im Wahlkreis 11 Hersfeld. Zuvor war sie viele Jahre bei Mediana tätig, zuletzt als Einrichtungsleiterin des St. Ulrich.
Foto: Glücksfoto by Sophia Mann

Sie sind derzeit viel unterwegs. Jetzt erwischen wir Sie gerade in …?

In Wiesbaden (lacht). Aber die wenigsten um mich herum wissen, wo ich gerade bin. Meine Mutter ist schon ein bisschen am Verzweifeln. Letztens rief sie an und fragte, ob ich mitessen will. Sie dachte, ich wäre zuhause, tatsächlich war ich aber wieder in Wiesbaden.

Geben Sie uns einen kleinen Einblick. Wie sieht ein typischer Tag als Landtagsabgeordnete aus?

Den gibt es nicht. Tatsächlich ist es so, dass ich jeden Tag Termine habe, an den verschiedensten Orten und zu den verschiedensten Uhrzeiten. Fest ist die Fraktionssitzung dienstagmorgens. Und etwa neunmal im Jahr haben wir Plenarwoche. Jeweils die zwei Wochen vorher treffen wir uns zur Arbeit in den Ausschüssen. Die Plenarwoche fängt dienstags nach der Fraktionssitzung an und dauert bis donnerstags – bis alle Punkte abgearbeitet sind. Das kann auch sehr spät abends werden.

Macht Ihnen Ihr neuer Job Spaß?

Ja, es ist etwas völlig Neues. Im Moment lerne ich so viele neue Menschen kennen, das ist schon eine ziemliche Umstellung. Dazu kommen die neuen Themen, in die ich erst reinkommen muss.

Sie haben gerade ihr Büro bezogen. Was steht auf Ihrem Schreibtisch?

Ein Laptop (lacht).

Haben Sie kein Stück Heimat mitgenommen?

Noch nicht, ich bekomme erst noch einen neuen, höhenverstellbaren Schreibtisch. Aber dann erhalten all die Geschenke, die ich zum Neustart bekommen habe, ihren Ehrenplatz.
Sie gehören den Ausschüssen Gesundheits- und Familienpolitik, Arbeits- und Sozialpolitik und Wissenschaft und Kultur an. Was sind dort Ihre genauen Aufgaben?

In jedem Ausschuss hat jemand die Rolle als Fachsprecher für ein bestimmtes Themenfeld. Im Ausschuss Soziales Arbeit, Soziales, Migration geht es um Themen von der Behindertenpflege bis zur Kinderbetreuung. Dort bin ich frauenpolitische Sprecherin der CDU.

Das ist eine interessante Rolle, weil sich Frauen untereinander organisieren und sich so interessante Termine ergeben. Zum Beispiel war ich zum Internationalen Frauentag bei den SPD-Frauen eingeladen, dann gab es ein Treffen von Frauen an der Börse und am nächsten Tag war ich zu Gast bei Pro Familia.

In der Ausschussarbeit bereite ich also gezielt Frauenthemen vor und bringe Themen ein, wenn ich sie als wichtig erkenne. Im Ausschuss Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur bin ich fachpolitische Sprecherin für Kunst und Kultur und betreue Universitäten und Hochschulen mit.

Im Ausschuss Gesundheit, Familie, Pflege, Sport und Senioren bin ich fachpolitische Sprecherin für Pflege.

Hilft Ihnen gerade bei Ihrer Arbeit als fachpolitische Sprecherin für Pflege Ihre Ausbildung und langjährige Erfahrung in der Pflege und als ehemalige Einrichtungsleiterin des Mediana St. Ulrich?

Ja, klar, ich bin in diesen Themen anders verwurzelt als andere Kollegen, das merke ich schon. Und viele der Herausforderungen im Bereich der Pflege, gerade wenn es um die Fachkräfte geht, lassen sich auf die Bereiche der Behindertenpflege, aber auch Kitas übertragen.

Gibt es etwas, das Sie sich für Ihre tägliche Arbeit anders vorgestellt haben?

Ich hatte wenig Vorstellung, mir war bewusst, dass ich als Landtagsabgeordnete viel vor Ort sein muss, viel Präsentieren muss. Alles andere war mir nicht so richtig klar und ich bin da auch relativ offen und positiv reingegangen.

Eine ganz gute Grundhaltung, oder?

Ja, das stimmt. Ich war ja gut, in dem was ich gemacht habe und im Moment ist für mich so vieles noch unbekannt, in das ich mich erst reinfinden muss. Das fuchst mich, weil ich den Ehrgeiz habe, mir natürlich auch in den noch neuen Themen einen hohen Wissensstand anzueignen. Aber ich habe super Kollegen in der CDU, wir sind ein toller Trupp. Die „Neuen“ wurden in der Wahlkampfphase eingeladen, so kennen wir uns alle schon und der Umgang untereinander und miteinander ist gut und macht Spaß.

Warum hat Sie der Sprung in die Politik gereizt?

Auf kommunaler Ebene habe ich ja schon längere Zeit politisch gearbeitet. Es war die Unzufriedenheit mit den Rahmenbedingungen im Pflegeberuf, das hat mich gereizt – nicht nur meckern, sondern auch wirklich mitarbeiten zu können.

Worin sehen Sie die größten Hürden, Ihre Vorstellungen und Ideen umzusetzen?

Die größte Hürde ist, dass wir kein Geld haben. Der Bund schraubt immer weiter zurück. Das Land Hessen konnte die letzten Jahre meist Geld zurücklegen, zuletzt haben wir eine Nullrunde gemacht und die werden wir perspektivisch nicht halten können. Im Bereich Gesundheit ist es eine riesige Herausforderung, dass viele Krankenhäuser Millionen brauchen werden, um nicht insolvent zu gehen. Wir können derzeit also von der Gesetzeslage her Ideen kreieren, solange es nichts kostet. Wir müssen dringend unsere Wirtschaft wieder ankurbeln – wobei wir eher ein Ausgaben- als ein Einnahmenproblem auf Bundesebene haben.

In Hessen haben wir – trotz dieser Herausforderungen – einen wirklich tollen, guten Koalitionsvertrag ausgehandelt und festgeschrieben. „Renaissance der Realpolitik“, sagt Boris Rhein immer. Der Vertrag kommt ohne falsche Fantasievorstellungen aus und bringt positive Veränderungen nah am Bürger, zum Beispiel das 11+1-Sofortprogramm. Wir möchten die Zahl der vergüteten Ausbildungsstellen für angehende Erzieherinnen und Erzieher erhöhen. Außerdem unterstützen wir junge Familien bei den ersten vier Wänden mit 10.000€Euro plus 5.000 Euro€für jedes Kind. Und im Zuge der Entbürokratisierung wollen wir die GEMA-Gebühren, also die Beiträge zur öffentlichen Nutzung von Musik, für Vereine abschaffen. Das sind Verbesserungen, die im Endeffekt nicht so viel kosten, aber bei den Bürgern als direkte Verbesserungen ankommen. Das Pflegegeld wollen wir auch einführen, aber das sind enorme Kosten, die gut vorbereitet werden müssen.

Können Sie nach den ersten zwei Monaten schon ein persönliches Zwischenfazit ziehen?

Das ist noch ein bisschen früh. Viel an Arbeit habe ich noch nicht geleistet und wir sind erst seit 18. Januar an der Regierung. Aber ich blicke positiv auf die Zeit, die vor mir liegt.

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