
Starkes Zeichen
10. April 2025
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11. April 2025Projekt: Auszubildende im St. Ulrich sind für die Pflege einer Ebene verantwortlich
Montagmorgen, 6 Uhr: Der Schichtbeginn für die Auszubildenden im Mediana St. Ulrich ist heute ein ganz besonderer. Eine Woche lang werden sie eigenständig die Pflege der Bewohner:innen einer Ebene planen und selbst ausführen. Allein gelassen werden sie dabei trotzdem nicht: Praxisanleiterin Marika Urbainczyk steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
„Mit diesem besonderen Azubiprojekt haben wir bereits in den vergangenen Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht“, erzählt St. Ulrich-Einrichtungsleiterin Sabine Ludwig und ergänzt: „Neu ist die Größenordnung. In diesem Jahr haben sie die Aufgabe, die Abläufe nicht nur in einer, sondern in drei Hausgemeinschaften zu organisieren und zu koordinieren.“
36 Menschen leben in den drei Hausgemeinschaften Rückersberg, Appelsberg und Morsberg. Im Einsatz sind zehn angehende Pflegefachkräfte und Pflegehelfer:innen. Fachlich unterstützt werden sie von Praxisanleiterin Marika Urbainczyk, die sich in dieser Woche ausschließlich dem Projekt widmet. „Die Bewohnerinnen und Bewohner sind jederzeit bestens versorgt“, sagt Sabine Ludwig.
GUTE ÜBUNG FÜR DEN REALEN BERUFSALLTAG
Die Arbeitsteilung unter den Auszubildenden orientiert sich am Stand der Ausbildung: „Die beiden Kolleginnen, die kurz vor der Abschlussprüfung ihrer dreijährigen Ausbildung stehen, übernehmen die Aufgaben der Schichtleitung“, erklärt Praxisanleiterin Marika Urbainczyk.
Konkret umfasst damit ihre To-Do-Liste unter anderem Visiten begleiten, Absprachen mit Ärzten, Neuaufnahmen von Bewohnern, Dienstpläne strukturieren und – bei Krankheitsfällen – umstrukturieren, Medikamente stellen. Dazwischen nimmt sich die Praxisanleiterin Zeit, noch einmal kleine Übungen einzubauen und den Lernstand zu testen.
Darüber hinaus schlüpfen die beiden fast ausgelernten Pflegefachkräfte in die Rolle, Wissen an Kolleg:innen zu vermitteln: „Es ist zwar ungewohnt, die anderen anzuleiten, aber auch eine gute Erfahrung“, gibt Rihab Hafsaoui einen Einblick. So habe sie anderen schon gezeigt, wie man den Blutdruck manuell, also ohne elektronisches Blutdruckmessgerät, misst: „Wenn die Kolleg:innen das dann selbst beherrschen, macht mich das schon ein bisschen stolz“, freut sie sich. Ihre Kollegin Nicole Torschl kann ihr nur zustimmen – und dass obwohl die Auszubildende als Mitarbeiterin 16 Jahre in unterschiedlichen Aufgabengebieten in der Pflege tätig ist: „Ich gebe mein Wissen gerne weiter, kann aber auch selbst, obwohl ich Allrounderin in der Pflege bin, etwas daraus lernen“, erzählt sie, während ihr die Praxisanleiterin beim Abgleichen der Medikamentenpläne über die Schulter schaut.
„Der Lerneffekt des Rollentausches ist sehr groß. Wir trauen ihnen zu, dass sie selbst die Abläufe gestalten können, diese Wertschätzung fördert auch das Selbstvertrauen und stärkt das Team“, resümiert Praxisanleiterin Marika Urbainczyk. Das Projekt verlange, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, ein Bewusstsein für die Aufgaben zu entwickeln, die man vorher nicht alle im Blick hatte.
Einrichtungsleiterin Sabine Ludwig ist auch in diesem Jahr wieder begeistert vom Engagement aller Projektbeteiligten. Sie ist überzeugt, dass nicht nur die Auszubildenden davon profitieren: „Wir lernen als Team auch immer wieder Neues im Austausch mit den angehenden Fachkräften. Sie bringen das aktuellste Fachwissen aus den Pflegeschulen und von anderen Einsatzorten mit – Auszubildende sind ein großer Gewinn für unser Haus.“


