Arbeitsplatz gesucht?

Mehr Teilhabe am Leben trotz Demenz

  • 1. Oktober 2024

Mediana St. Ulrich beteiligt sich an dem Projekt „DeBiT“

Demenzprojekt - Mehr Teilhabe am Leben trotz Demenz - Bildungsreferentin Andrea Dreismickenbecker und Sabine Ludwig, Einrichtungsleiterin des Mediana St. Ulrich
Bildungsreferentin Andrea Dreismickenbecker und Sabine Ludwig, Einrichtungsleiterin des Mediana St. Ulrich

Diagnose Demenz: Betroffene und Angehörige spüren auf einen Schlag Angst und Verunsicherung. Der Weg in die Einsamkeit scheint unausweichlich. Um Menschen die Teilhabe am Leben in der Öffentlichkeit zu ermöglichen, bedarf es fachlich qualifizierter Begleitung. Das Mediana St. Ulrich zeigt mit der Beteiligung an einem innovativen Projekt, dass der Weg ins Vergessen nicht zwangsläufig ein einsamer ist.

Mit dem Projekt „DeBiT“ („Demenz – Bildung durch Teilhabe“) ist eine Initiative entstanden, die in Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie des Bistums Fulda und Katholischen Erwachsenenbildung Hessen ins Leben gerufen wurde und durch das hessische Kultusministerium gefördert wird. Ziel des Projekts ist es, neue Wege der Erwachsenenbildung und in der sozialen Begleitung von Menschen mit demenzieller Erkrankung zu beschreiten.

VIELFÄLTIGE ANGEBOTE

Das Mediana St. Ulrich in Hünfeld hat sich diesem Netzwerk angeschlossen, um aktiv dazu beizutragen, dass Bewohnerinnen und Bewohner von Senioreneinrichtungen stärker in das Leben außerhalb ihrer Einrichtung integriert werden. Durch eine Vielzahl von Angeboten, die allesamt im öffentlichen Raum stattfinden, wird die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gefördert. 

Dazu gehören Seminare, Workshops, gemeinsame Ausflüge oder kulturelle Veranstaltungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz abgestimmt sind.

Unter Begleitung von Andrea Dreismickenbecker, katholische Theologin und Bildungsreferentin, finden seit eineinhalb Jahren Seminare in der Katholischen Akademie in Fulda statt, die zur sozialen Integration, der Förderung des Wohlbefindens und der Lebensqualität beitragen und an denen drei demenzerkrankte Bewohner:innen aus dem St. Ulrich regelmäßig teilnehmen. 

FÄHIGKEITEN WEITERENTWICKELN

„Durch gezielte Themen, die wir ansprechen, wird die Erinnerung geweckt. Wir holen die Menschen in den verschiedensten Phasen ihrer Erkrankung ab, schaffen auch in einem ungewohnten Umfeld mit Öffentlichkeit, Mittagessen und Ausflugsqualität eine Atmosphäre des Vertrauens und eröffnen in den Bildungsgesprächen vielfältige Anknüpfungspunkte an die Erinnerungen der Teilnehmenden“, erklärt die Seminarleiterin. Das Projekt „DeBiT“ setze auf eine inklusive und partizipative Herangehensweise, die es betroffenen Menschen ermöglicht, aktiv am Leben teilzuhaben und ihre Fähigkeiten in einem unterstützenden Umfeld weiterzuentwickeln.

In den Seminaren wird dabei nicht nur miteinander gesprochen, sondern sie umfassen auch Aktivitäten wie Singen und Malen, die nicht nur zur Förderung der Kreativität beitragen, sondern auch das Wohlbefinden der Teilnehmenden steigern. Die Anzahl von maximal 6 Personen plus Betreuungskräfte pro Seminar sorgt dafür, dass eine individuelle Begleitung und ein persönlicher Austausch möglich sind.

„Es ist wichtig, dass Bezugspersonen anwesend sind, um die Teilnehmenden mental aber auch physisch zu unterstützen“, sagt Sabine Ludwig, Einrichtungsleiterin im St. Ulrich. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Gisela Henkel von der Sozialen Betreuung engagiert sich die erfahrene Fachkraft außerhalb ihrer Arbeitszeit ehrenamtlich für dieses Projekt. Sie sieht in der Initiative eine wertvolle Plattform für Betroffene und für begleitende Mitarbeiter:innen, die die Erfahrungen in den Arbeitsalltag integrieren können.

Zu Beginn der Seminare begleiten Validationstrainer die Gruppen, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Die Treffen sind in der Regel gut besucht, können jedoch auch emotional herausfordernd sein. „Es gab bereits Momente, in denen Tränen flossen und tiefgehende Gespräche stattfanden. Im letzten Kurs wurde beispielsweise das Thema ‚Krankheit und Heilung‘ behandelt, wobei die Teilnehmenden von ihren persönlichen Erfahrungen berichteten“, beschreibt Andrea Dreismickenbecker ein Beispiel für mögliche Inhalte. 

Die Gespräche führten dazu, dass Erinnerungen an vergangene Ereignisse und selbst wichtige Daten wieder lebendig würden. Die Dynamik der Gespräche sei intensiv und fördere nicht nur die soziale Interaktion, sondern biete auch Raum für Reflexion und Austausch über die Herausforderungen und persönlichen Erfahrungen, die mit einer Erkrankung einhergingen, so die Theologin.

Neben dem Mediana St. Ulrich sind weitere Senioreneinrichtungen Mitglieder im Netzwerk, die sich im Austausch auch unter Einbeziehung von Angehörigen befinden. Neben Inhalten der einzelnen Seminarbausteine, geeigneten Räumlichkeiten und wie die Begleitung von Fachkräften sichergestellt werden kann, sind es vor allem Ideen für die Zukunft, um das erfolgreiche Projekt weiterzuführen, dessen Förderung durch die Landesregierung in diesem Jahr ausläuft.