Arbeitsplatz gesucht?

Durchstarten in die Pflegezukunft

  • 2. April 2023

Linda C. Matern leitet die me:care Pflegefachschule in Fulda. Nach einer Ausbildung zur examinierten Altenpflegefachkraft hat sie Medizinpädagogik studiert und beendet aktuell den Masterstudiengang. Im Interview erzählt die 28-Jährige, warum ein Einstieg in die Pflegeausbildung sinnvoll ist, was es dazu braucht und welche Möglichkeiten sich dadurch erschließen. 

Frau Matern, warum haben Sie sich für einen Beruf in der Pflege entschieden?

In der 12. Klasse musste ich mich entscheiden, ob ich in die 13. Klasse gehe oder mit einem Fachabitur die Schule abschließe. Ich wollte etwas Praktisches machen und habe die Ausbildung in der Pflege gewählt, weil ich immer mit Menschen arbeiten wollte. 

Welche Qualifikationen muss man zum Start in die Pflegeausbildung an der me:care mitbringen?

Für die einjährige Ausbildung zur/zum Pflegehelfer:in ist mindestens ein Hauptschulabschluss notwendig. Will man gleich in eine dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau/ zum Pflegefachmann starten, geht das mit Realschulabschluss, Hauptschulabschluss plus einjähriger Ausbildung oder mit einer zweijährigen Berufsausbildung. Außerdem gilt: Herz vor Noten. Die Freude daran, mit Menschen zu arbeiten und Einfühlungsvermögen sind wichtiger als eine Eins in Deutsch. Ein Praktikum ist nicht zwingend, dort kann man sich aber gut ein eigenes Bild von der Arbeit in der Pflege machen. 

Jeder Beruf hat seine schönen Momente und seine speziellen Herausforderungen. Welche sind das in der Pflege?

Einen Menschen zu pflegen bedeutet, sich körperlich und mental einsetzen zu müssen. Das kann herausfordernd sein, ebenso wie wechselnde Schichten oder den Pflegebedürftigen auch in schweren Lebensphasen zu begleiten. Dem gegenüber stehen jedoch sehr viele positive Seiten: Wer in der Pflege arbeitet, ist ein geschätzter Gesprächspartner für die Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Sie geben große Dankbarkeit zurück und zeigen einem die Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns. 

Gibt es Unterstützung bei den Herausforderungen?

Ja, Pflege ist Teamarbeit durch und durch. Das beginnt schon in der Ausbildung mit einer engen Betreuung durch Praxisanleiter:innen im Ausbildungsbetrieb sowie Kursleiter:innen und Lehrkräften in der me:care. 

Was macht die Ausbildung an der me:care Pflegefachschule aus?

In unserer Schule herrscht ein familiäres Klima. Hier verstehen sich schon Klassen als Teams und Schüler:innen bilden untereinander Lerngruppen. Dabei setzen wir auf E-Learning mit Tablet und Smartboard ebenso wie auf ein akademisch geschultes Lehrer:innenteam, das selbst auch aus der Pflegepraxis kommt. Sie kennen also den Alltag in Pflegeeinrichtungen und Krankenhaus selbst. Jeder Kurs hat mit seiner oder seinem Kursleiter:in eine:n feste:n Ansprechpartner:in für die Dauer der Ausbildung. Im Skills Lab üben die angehenden Pflegekräfte praxisnah an Simulatoren, die dem menschlichen Körper nachempfunden sind.

Wie sieht meine Tätigkeit nach einem Jahr mit dem Abschluss Pflegehelfer:in aus?

Viele denken, es ginge nur um Grundpflege wie Waschen und Anziehen. Das ist falsch. Die Aufgabenbereiche gehen weit darüber hinaus. Zum Beispiel unterstützen Pflegehelfer:innen Fachkräfte bei der Umsetzung von ärztlich delegierten Aufgaben. Dazu gehört das Verabreichen von Injektionen. Und in Zukunft könnten viele weitere verantwortungsvolle Aufgaben dazukommen, weil Strukturen und Zuständigkeiten in den Teams neu überdacht werden. 

Gibt es Weiterentwicklungsmöglichkeiten nach der einjährigen Ausbildung? 

Es gibt eine ganze Palette davon. Vermutlich gibt es sogar in kaum einem anderen Ausbildungsberuf so große Chancen wie nach einer einjährigen Ausbildung in der Pflege. Danach lässt sich der Abschluss Pflegefachfrau/-mann anschließen, wobei ein Teil der Ausbildung bereits anerkannt wird. So eröffnen sich weitere Wege, je nachdem ob man Weiterbildungen oder Studiengänge draufsatteln möchte. Mit Weiterbildungen kann man Praxisanleiter:in, also Ausbilder:in, Pflegedienst- oder Einrichtungsleitung sowie Qualitätsmanagementbeauftragte:r werden. Mögliche Studiengänge sind Pflegepädagogik, Pflegewissenschaften oder Pflegemanagement. Und das ist nur ein Ausschnitt dessen, was möglich ist. 

Haben Sie aktuelle Positivbeispiele für Menschen, die das geschafft haben? 

Alle Lehrkräfte der me:care sind selbst gelernte Pflegefachkräfte, die Weiterbildungen und verschiedene Studiengänge gemeistert haben und nun bei uns ihr Wissen und ihre Erfahrungen an Nachwuchskräfte weitergeben. Es gibt aber auch Auszubildende, die sich stark weiterentwickeln. Zwei unserer Absolvent:innen sind gerade in der Weiterbildung zum/zur Praxisanleiter:in, ein:e andere:r ist in den Studiengang Pflegemanagement eingestiegen. 

Warum ist die Pflegebranche auch für Quereinsteiger:innen interessant?

Weil es ein lohnenswertes Berufsfeld ist: Vielfältig, mit vielen Möglichkeiten der Weiterentwicklung und vor allem zukunftssicher. Und im Miteinander mit Menschen zählen gerade soziale Kompetenzen und Lebenserfahrung, die man zum Teil erst im Laufe des eigenen Lebens erlangt.


AUF EINEN BLICK

Verdienstmöglichkeiten

Die Verdienste während und auch nach der Ausbildung variieren. Bei Mediana etwa wird in Anlehnung an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes gezahlt. Dort erhält man während der einjährigen Ausbildung bereits 1190 Euro monatlich. Bei der dreijährigen Ausbildung zwischen 1190 Euro und 1353 Euro. Mit dem Abschluss nach einem Jahr verdient man bereits rund 2620 Euro, wobei das Gehalt mit der Berufserfahrung steigt, so dass man mit diesem Abschluss bis über 3500 Euro verdienen kann. Hinzu kommen noch Zuschläge für Nacht-, Wochenend- und Feiertage. Mit der dreijährigen Ausbildung verdient man ohne weitere Berufserfahrung bereits um die 3100 Euro. Auch dieses Gehalt steigt mit den Jahren auf rund 3800 Euro monatlich. Hinzu kommen Zulagen etwa für Schichtarbeit (30,00 Euro/Vollzeit) und Wechselschichtarbeit (116,25 Euro/Vollzeit).

Bewerbung

Bewerbungen an der me:care Pflegefachschule für eine Ausbildung sind das ganze Jahr über möglich. Einfach das Kontaktformular ausfüllen unter www.mecare.de/kontakt-bewerbungen/

Pflegeausbildung in Europa 

Anders als in vielen anderen europäischen Ländern ist ein Start in die Pflegeausbildung mit einem Hauptschulabschluss möglich. In anderen Ländern ist die Pflegeausbildung ein Studiengang und (Fach-)Hochschulreife die Voraussetzung. Dennoch sind die deutschen Abschlüsse nach drei Jahren Ausbildung zur Pflegefachperson anerkannt und man kann überall in Europa damit arbeiten.